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Traumatherapie: Wenn das Erlebte nicht einfach „vorbei" ist
Trauma bedeutet nicht nur ein schlimmes Ereignis – es bedeutet vor allem, dass etwas zu viel, zu heftig oder zu plötzlich war, als dass dein Nervensystem es alleine verarbeiten konnte. Traumatherapie setzt genau hier an: Sie hilft dir, wieder mehr Sicherheit, Stabilität und Selbstbestimmung zu spüren.
Was ist ein psychisches Trauma?
Ein Trauma kann durch einmalige Ereignisse (z. B. Unfall, Überfall, plötzlicher Verlust) oder durch langanhaltende Erfahrungen (z. B. Missbrauch, Gewalt, Vernachlässigung) entstehen. Typische Folgen sind:
- Flashbacks oder intrusive Erinnerungen,
- Albträume, Schlafstörungen, ständige Anspannung,
- Übererregung (Schreckhaftigkeit, innere Unruhe) oder Gefühllosigkeit,
- Vermeidungsverhalten – bestimmte Orte, Menschen, Situationen,
- Scham, Schuldgefühle, Selbstabwertung.
Wichtig: Nicht du bist „zu schwach" – das Erlebte war zu viel.
Grundpfeiler der Traumatherapie
Seriöse Traumatherapie verläuft meist in mehreren Phasen:
- Stabilisierung: Aufbau innerer und äußerer Sicherheit, Ressourcenarbeit, Umgang mit Triggern und Flashbacks.
- Konfrontation / Verarbeitung: behutsame Bearbeitung belastender Erinnerungen – z. B. mit EMDR, Exposition oder narrativen Verfahren.
- Integration: Blick auf die Zukunft, Stärkung deiner Identität, Arbeit an Beziehungen und Selbstwert.
Tempo und Tiefe werden immer an deine aktuelle Belastbarkeit angepasst.
Formen der Traumatherapie
Es gibt verschiedene evidenzbasierte Verfahren, darunter:
- Traumafokussierte Verhaltenstherapie: Kombination aus Exposition, kognitiver Arbeit und Skills-Training.
- EMDR: bilaterale Stimulation zur Verarbeitung von Traumamaterial.
- Psychodynamische Traumatherapie: Fokus auf Beziehungserfahrungen, Bindung und innere Konflikte.
- Stabilisierende und ressourcenorientierte Verfahren: z. B. imaginative Verfahren oder Körperarbeit.
Welche Form für dich passt, kannst du im Rahmen eines Erstgesprächs klären.
Stabilisierung im Alltag – was du selbst tun kannst
Traumatherapie ist oft ein längerer Weg. Parallel kannst du selbst einiges tun, um dein Nervensystem zu entlasten:
- Bodenanker und Orientierung: bewusst sehen, hören, fühlen, was im Hier und Jetzt ist.
- Routinen: kleine, regelmäßige Abläufe geben Orientierung (Schlaf, Essen, Bewegung).
- Grenzen lernen: „Nein" sagen, Kontakt begrenzen, Pausen erlauben.
- Unterstützende Menschen: wenige, aber verlässliche Kontakte, die dich ernst nehmen.
Wie Therammunity dich bei Trauma begleiten kann
Therammunity ersetzt keine Traumatherapie – kann aber ein zusätzlicher, sicherer Raum sein. Viele Menschen mit Trauma-Geschichte fühlen sich allein oder unverstanden. In Therammunity triffst du andere, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
In der App kannst du:
- an Gruppen zu Trauma, Depression, Sucht oder Angst teilnehmen,
- deine Trigger und Fortschritte dokumentieren,
- Notfallkarten und Stabilisierungstools nutzen,
- schreiben, ohne alles im Detail erzählen zu müssen.
Was tun in einer akuten Krise?
Wenn Erinnerungen dich überschwemmen, du an Selbstverletzung oder Suizid denkst oder dich völlig außer Kontrolle fühlst, ist das ein Notfall:
- Notruf 112 bei akuter Gefahr.
- TelefonSeelsorge: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222.
- Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117.
Du bist nicht zu viel, und du nervst auch niemanden – du hast Anspruch auf Hilfe.
Ein Schritt nach dem anderen
Traumatherapie ist kein Sprint. Aber du musst den Weg nicht allein gehen. Digitale Unterstützung kann dir helfen, zwischen Terminen Halt zu finden.